Hintergrund
Viele der Menschen, die auf dem Fluchtweg nach Deutschland gekommen sind, waren vor, während und nach ihrer Flucht traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt. Dazu zählen u.a. das Erleben von Krieg, Gewalt, Verlust, extremer Armut, Rassismus, Diskriminierung, sowie Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit durch eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten. Laut aktueller Forschung steigt mit der Häufung traumatisierender Erlebnisse die Wahrscheinlichkeit, eine Traumafolgestörung zu entwickeln. Entsprechende Erkrankungen treten bei Geflüchteten weitaus häufiger auf als bei Nicht-Geflüchteten. Allerdings gibt es beim Zugang dieser Zielgruppe zu entsprechender Behandlung vielfältige Defizite, welche dazu führen, dass psychisch erkrankte Geflüchtete oftmals gar nicht, verspätet oder falsch behandelt werden.
Diese strukturellen Defizite sind insbesondere durch die administrativen und politischen Probleme im Zuge der gestiegenen Asylantragszahlen der Jahre 2015 und 2016 sichtbar geworden. Sie werfen nicht nur Fragen nach der Handlungsfähigkeit von Politik, Verwaltung und Gesellschaft auf, sondern auch nach Möglichkeiten der Institutionalisierung, also der regelhaften Bearbeitung entsprechender Versorgungsbedarfe, deren Bewältigung eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Integration darstellt. Die Frage, wie die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung Geflüchteter in Deutschland überhaupt institutionalisiert ist, wurde bislang jedoch noch nicht systematisch untersucht. Das MIGEP-Projekt möchte diese Forschungslücke schließen.